Demokrits Heimatstadt Abdera war eine ionische Kolonie in Thrakien. Er war der Sohn reicher Eltern; sein Vermögen verwendete er für ausgedehnte Reisen. Er rühmte sich, von allen Menschen seiner Zeit die meisten Länder bereist zu haben und zu den gebildetsten Männern unter den Lebenden zu gehören.
Schon seine Zeitgenossen nannten Demokrit den „lachenden“ Philosophen, vielleicht weil seine Heimatstadt Abdera in Griechenland den Ruf einer Schildbürgerstadt hatte. Vor allem aber zielte er mit seiner Lehre darauf ab, dass die Seele durch die Betrachtung des Wesens der Dinge eine heitere, gelassene Stimmung erlange und nicht länger von Furcht oder Hoffnung umgetrieben werde. Diese gleichmütige Gestimmtheit nannte er Euthymia (wörtlich: Wohlgemutheit) und bezeichnete sie als höchstes Gut.
Demokrit starb vermutlich um 370 v. Chr.
Demokrit wurde in seinen philosophischen und wissenschaftlichen Arbeiten entschieden geprägt durch seinen Aufenthalt in Babylonien, einer Wiege der Wissenschaften zu seiner Zeit. Demokrit war Materialist und Hauptvertreter der antiken Atomistik. Er verfasste Schriften zur Mathematik, Astronomie, Physik, Medizin, Logik, Ethik und Seelenlehre.
Von den Schriften Demokrits sind nur Fragmente erhalten. Das erhaltene Verzeichnis seiner überaus zahlreichen Schriften zeigt jedoch, dass seine Kenntnisse sich über den ganzen Umfang des damaligen Wissens erstreckten.
Demokrit und Leukipp hatten großen Einfluss auf Platon – obwohl dieser ihn nie namentlich erwähnte – sowie auf Aristoteles, der ihre Lehren ausführlich untersuchte und teilweise sehr kritisch beurteilte: „Die Frage nach der Bewegung aber, woher und wo sie an die Dinge kommt, haben auch sie, ganz ähnlich wie die anderen, ohne sich über sie den Kopf zu zerbrechen, beiseite liegen lassen.“
Wie sein Lehrer Leukipp postulierte er in seiner Atomtheorie, dass die gesamte Natur aus kleinsten unsichtbaren, unteilbaren Einheiten (Elementarteilchen), den Atomen, zusammengesetzt sei. Demokrits zentrale Aussage dazu lautet: „Nur scheinbar hat ein Ding eine Farbe, nur scheinbar ist es süß oder bitter, in Wirklichkeit gibt es nur Atome im leeren Raum.“ Seiner Meinung nach lassen sich auch Sinneswahrnehmung und Seelenexistenz auf atomistische Prinzipien zurückführen, indem die Seele aus Seelenatomen bestehe. Alles, was sich im Weltall bewege, gründe entweder auf Zufall oder auf Notwendigkeit. Diese Lehre ist ein konsequenter und atomistischer Materialismus. Die wesentlichen Grundzüge finden sich bei den materialistisch gesinnten Naturforschern späterer Perioden beinahe unverändert wieder.
Demokrit verwirft die Annahme eines vom körperlichen Stoffe verschiedenen geistigen Prinzips, wie es der Nous seines Vorgängers Anaxagoras war. Dagegen führte Demokrit das Werden der Dinge auf die unteilbaren Elemente der Materie, die körperlichen Atome zurück.
Wie Forschungen zeigen, hat sich Demokrit auch ausführlich mit medizinischen und biologischen Fragen beschäftigt. Aristoteles würdigte Demokrit als einen Pionier der biologischen Forschung. So hat Demokrit eine Reihe von biologischen Schriften verfasst, von denen aber keine vollständig erhalten ist. Ausgehend von seiner Atomtheorie, in der die Atome in den variablen Systemen des Mikro- und Makrokosmos den Prinzipien der Eukrasie (ausgeglichene Mischung) und Dyskrasie (unausgeglichene Mischung) unterworfen sind, gilt für den Arzt, eine im Krankheitsfall gestörte Ordnung der Atome des Patienten diätetisch, medikamentös oder psychotherapeutisch wiederherzustellen. Diogenes Laertius überliefert insgesamt 70 Titel des Demokrit. Darunter sind fünf medizinische Schriften.
Demokrit soll zusammen mit Anaxagoras die Ansicht vertreten haben, dass die Milchstraße eine Anhäufung von Sternen sei. Das wurde erst nach Erfindung des Fernrohrs durch Galileo Galilei bestätigt. Demokrit nahm an, dass die Erde eine ovale Form habe (halb so breit wie lang) und keine Scheibe sei, wie Leukipp meinte. Außerdem erkannte er, dass der Mond Berge und Täler hat und von der Sonne sein Licht erhält. Er hielt das Weltall für unendlich.
WERKE
Aus Demokrits umfangreichem Werk, das gemäss Diogenes Laertius mehr als 70 Titel umfasste, sind nur wenige Fragmente erhalten geblieben:
Fragmente aus ethischen Schriften
Fragmente aus physikalischen Schriften
Fragmente aus mathematischen Schriften
Fragmente aus phlilologischen Schriften
Fragmente aus technischen Schriften
Fragmente aus unbestimmten Schriften
Sprüche
Zweifelhaftes
1
Es wird erörtert, wie das Aufleben eines Verstorbenen möglich sei. In diesem Falle war der Tod offenbar kein Erlöschen der gesamten Lebenskraft des Körpers, sondern nur eine Ohnmacht infolge eines Schlages oder einer Verwundung, wobei die Bänder der Seele im Mark noch festgewurzelt blieben und das Herz den Funken des Lebens noch in der Tiefe bewahrte. Und infolge der Fortdauer jener Bänder erwies sich der Körper tauglich zur Beseelung und erlangte das erloschene Leben wieder.
1a
Die Menschen in ihrer gewöhnlichen Todesfurcht scheuen sich an die Todesstunde zu denken und ihr Testament niederzuschreiben. Sie werden dann von ihr völlig überrumpelt und gezwungen, noch rasch, nach Demokrits Ausdruck, sich doppelte Portionen einzustopfen.
2
Aus der Klugheit erwachsen diese drei (Früchte:) Wohl denken, wohl reden, recht handeln.
3
Wer wohlgemut leben will, soll nicht vielerlei treiben weder im eigenen noch im Staatswesen und, was immer er treibt, nicht über seine Kraft und Natur streben, sondern so sehr auf seiner Hut sein, daß, selbst wenn das Glück einschlägt und dem Scheine nach ihn in die Höhe führen will, er dessen nicht achtet und nicht über die Kraft anfaßt. Denn mäßige Fülle ist sicherer als Überfülle.
4
Denn Lust und Unlust ist die Grenzbestimmung (des Zuträglichen und Abträglichen).
(weitere Fragmente und Sprüche folgen in Kürze)
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